Mit der Studie IRVW4 (=Integrated
Research Volkswagen) wurde in den auslaufenden 1980er Jahren ein
neuartiger Benzin-Direkteinspritzermotor in Verbindung mit einer
übersichtlichen Großraumlimousine mit Allradlenkung und weiteren
Erprobungssystemen getestet.
Motor / Getriebe
Der Reihenvierzylinder
mit rund 1,7 Litern basierte erstaunlicherweise auf dem damaligen
Dieselmotor. Mit einer Verdichtung von 16:1 und ausgestattet mit einer
Benzin-Direkteinspritzung entwickelte der "GDI-Motor" 60,3 kW (82 PS).
Für einen Benzinmotor unüblich gab es kein Drosselorgan, der
Lastzustand wurde ausschließlich durch die Einspritzmenge bestimmt.
Der G40-Lader sorgte für einen permanenten Luftüberschuss. Die
Entwickler wollten mit diesem Vorstoß die Vorteile eines Dieselmotors
mit denen eines Benzinmotors vereinen, das heißt einen hohen
Wirkungsgrad erreichen und dabei keine Partikelemissionen verursachen.
So kam der GDI-Motor allein mit einem Oxidationskatalysator aus und
erreichte einen für die auslaufenden 1980er Jahre hervorragenden Benzinverbrauch
zwischen 4,6 Litern/100km (90 km/h) und 6,7 Litern/100km
(ECE-Stadtzyklus).
Fahrwerk
Eine völlig neuartige
Vierradlenkung sollte gerade in Innenstadtlagen die Wendigkeit enorm
erhöhen. Dies wurde mit einer um 180° gedrehten Vorderachse am Heck
erreicht. Der Mitlenkeffekt geschah elektrisch und nicht etwa
hydraulisch. Zusätzlich war der IRVW4 Futura mit zahlreichen Sensoren
ausgestattet, mit denen sogar eine Ein- und Ausparkautomatik ermöglicht wurde.
Ein automatisches Getriebe, ein elektronisches Gaspedal, eine
elektronische Feststellbremse und eine elektrische Servolenkung waren
dabei erforderliche "Nebensächlichkeiten". Man rufe sich bitte in
Erinnerung zurück, wann dieses Fahrzeug vorgestellt wurde.
Zum Einparken musste der Fahrer nur vor
oder neben einer Parklücke halten. Mit optischen Sensoren erkannte das
System die Parkmöglichkeit, der Fahrer gab mit einem Knopfdruck den
Befehl zum vorwärts- oder rückwärts Einparken. Die Entscheidung wurde
dem Fahrer noch einmal im Kombinationsinstrument angezeigt -
bestätigte er, begann das Fahrzeug selbstständig mit dem
Rangiermanöver. Während des Vorgangs wurde der Futura ständig von
Sensorwerten geleitet, so dass auch neu auftauschende Hindernisse
erkannt und entsprechende Manöver eingeleitet werden konnten.
Karosserie
Gerade mit den Flügeltüren wirkt die
Karosserie auch heute noch wahrlich futuristisch. Natürlich hatten die
Flügeltüren einen praktischen Nutzen - sie sollten das Ein- und
Aussteigen, gerade auf den hinteren Plätzen, auch unter engen
Platzbedingungen erleichtern. Die großen Glasflächen dienten der
besseren Übersichtlichkeit, holografisches Wärmeschutzglas absorbierte
den Infrarot-Bereich des Sonnenlichtes und reflektiert alle im weiten
Winkelbereich einfallende Lichtstrahlung.
Innenraum
Neben einer bestmöglichen
Übersichtlichkeit des Fahrzeuges wurde der gesamte Innenraum
funktional und übersichtlich gestaltet. Flüssigkristall-Displays
informierten den Fahrer über Geschwindigkeit und Motordrehzahl, aber
auch über Tankinhalt, Reserve, Reichweite, Tageskilometer und
Durchschnittsgeschwindigkeit. VW-Kenner erkennen hier die heute
klassischen "MFA-Funktionen" wieder. Über einen Impulslaser (Infrarot)
im Fahrzeugbug informierte das System vollautomatisch über den Abstand
zum vorausfahrenden Fahrzeug. Das RDS-Radio wurde zudem um eine
besondere Funktion erweitert: die Bassreflex-Boxen im Innenraum
strahlten ein Schallfeld ab, welches auf die Frequenz und Amplitude des
Vierzylindermotors abgestimmt war und minimierten so durch eine
destruktive Interferenz die Brummgeräusche des Motors auf ein
absolutes Minimum. Die hinteren Sitze waren so beschaffen, dass sich
die Seitenwangen und Sitzpolster zu einem Kindersitz umbauen ließen.
Der IRVW4 Futura befindet sich in der
Sammlung des AutoMuseum Volkswagen in
Wolfsburg.
Video zum IRVW4 Futura auf der Techno Classica
2018
Text (C) Sebastian Winkler -
www.g-lader.info
Bilder (C) Volkswagen AG -
www.volkswagen.de
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