Zurück zur Startseite

Allgemein

Fahrzeuge

Technik

Sonstiges

Privat

Impressum

     
VW Polo VW Corrado VW Golf VW Passat Sondermodelle Studien

 

Studie "VW Polo Sprint" (1983)

 

Noch vor der eigentlichen Präsentation des G-Laders brachte die Forschungsabteilung von Volkswagen diesen Exot auf das Zeichenbrett. Vorbild für das Konzept - so Forschungschef Dr. Ullrich Seiffert - leistete der bekannte VW Käfer, also wurde der Polo Steilheck spontan mit einem Heckmotor versehen. Mit reichlich Hubraum und zusätzlicher Aufladung mit einem damals noch unbekannten Spiralladertyp sollten Versuche zur Fahrdynamik unter Einfluss hoher Geschwindigkeiten sowie zur Traktion bei leichten Fahrzeugen mit höherer Motorleistung erfolgen. Diese Paarung - ein wassergekühler Boxermotor aus einem VW Transporter im Heck mit der leichten und agilen Polo-Karosserie - sollte für eine explosive Mischung sorgen und den sonst so gutmütig untersteuernden Fronttriebler zu einer rasanten Kanonenkugel mit kurzem Spielraum zwischen Drift und Dreher machen.

Motor / Getriebe

Ursprünglich entstammt der Wasserboxer mit 1.913 cm³ einem VW Caravelle Carat und leistet serienmäßige 66 kW (90 PS). Unter dem Einfluss einer frühen Prototypvariante des später als "G-Lader" bekannten Spiralladers liegen ladeluftgekühlte 0,6 Bar bei 3.000 Upm an. Das Motormanagement übernimmt eine angepasste elektronischen Einspritzung auf Basis der VW Digijet. Rechnung getragen wird der auf nun 115 kW (156 PS) bei 5.750 Upm gestiegenen Leistung durch die Verwendung eines zusätzlichen Ölkühlers. Die Kraftübertragung der 222 NM bei 4.000 Upm erfolgt über ein modifiziertes 5-Ganggetriebe aus dem VW Transporter direkt auf die Hinterräder.

Fahrwerk

Mit reichlich Innovations- und Improvisationsvermögen gelang die Konstruktion eines völlig neuen Fahrwerkskonzeptes mit erstaunlich vielen Teilen aus der laufenden Serienproduktion. Die Vorderachse wurde kaum Veränderungen unterworfen, hier kam allerdings die innenbelüftete Scheibenbremse vom Golf GTI zum Einsatz. Im Heckbereich wurde die serienmäßige Verbundlenker-Hinterachse mit den vorderen Schwenklagern vom VW Passat versehen, welche auch die Träger der hinteren Scheibenbremsen darstellten. Da die Antriebseinheit nun über der Hinterachse lag, mussten deren Aufnahme entsprechend tiefer gesetzt werden. Durch die Veränderung der Gewichtsverteilung wurden die Federn und Dämpfer der Vorder- und Hinterachskonstruktion entsprechend straff auf sportliche Fahrweise angepasst.

Karosserie

Besonders auffällig wird die rotmetallic lackierte Karosserie des Polo Sprint durch ihr Aerodynamikpaket sowie die großen seitlichen Lufteinlässe, durch die der Motor atmet. Die Wasserkühlung erfolgt wie beim Serienmodell vorne unter der Haube, allerdings wurde hierhin auch der Kraftstofftank und das Notrad verbannt. Stilecht wie beim Käfer-Vorbild sorgte eine Doppelauspuffanlage mit Endrohren links und rechts nicht nur für satten Klang.

Innenraum

Obwohl im Heck ein großvolumiger Motor auf seinen Einsatz wartet, fand sich im Fond noch Platz für eine Rücksitzbank. Die rot-violetten Recarositze vorne spenden den durchaus nötigen Seitenhalt und sind vom Bezug her auch optisch auf das Fahrzeug abgestimmt. Den Fahrer erwartet außerdem ein besonderes Kombinationsinstrument, denn auch hier durfte sich die Versuchsabteilung austoben: Neben den obligatorischen Anzeigen für Geschwindigkeit und Motordrehzahl sitzt auch eine Ladedruckanzeige gut im Sichtfeld. Zusätzlich zum Kraftstoffvorrat und der Kühlwassertemperatur war auch die Motoröltemperatur und der Motoröldruck mit einem Blick ablesbar.

 

Leider blieb der VW Polo Sprint einzigartig. Eine Serienfertigung war von Anfang an nicht beabsichtigt, so Dr. Seiffert: "Zu teuer und kaum realistische Marktchancen". Nach der Präsentation auf der Volkswagen Bilanzpressekonferenz 1984 kam das Fahrzeug daher im Volkswagen Museum zu seinem frühen Ruhestand, wo es auch heute noch in der Sammlung bewahrt wird.

 

Text und Bilder (C) Sebastian Winkler - www.g-lader.info